Stefanovo befindet sich im Nordbulgarien, etwa 155 km von der Hauptstadt Sofia enfernt und ca. 20 km suedostlich vom Bezirks- und
Gemeindezentrum Lovetsch. Es liegt direkt am Fuss dem zentralen Teil des Balkangebirges (bulg. Stara Planina) und gilt als einen
guten Ausgangspunkt fuer verschiedene Wander- und Radtouren in der Region.
Geschichte und Legenden
Historisch nachgewiesen ist, dass das Dorf eine der altesten Siedlungen in der Region ist. In der Umgebung des heutigen Dorfes sind
die Ruinen von zwei Festungen aus der Antike II. Jh. (Kaleto) und dem Mittelalter XII. Jh. (Kruschaka) zu sehen. Die waren Teil des
Verteidigungssystems der wichtigen Romerstrasse Via Trayana - eine Nord-Sued-Verbindung mitten durch die Balkanhalbinsel, die die Stadt
Oescus bzw. Novae an der Donau, durch das Hemusgebirge (Balkangebirge), mit Philippopolis (Via Militaris) in Thrakien und durch das
Rhodopen-Gebirge mit der Via Egnatia an der Agais verband. Die Festungsmauern wurden erst Anfang der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts
zerstort, als die Stambolijski-Regierung Bau-Truppen formierte, die vor allem Stra?en bauten. Das Material fur die Stra?e, die ins Dorf fuhrt,
wurde einfach aus den naheliegenden Ruinen genommen, ohne auf die Bedeutung der alten Wehranlage zu achten. In der Gegend befinden sich auch
thrakische Hugelgraber (3 Jh.v.Chr.), die ebenfalls bereits seit langem ausgeraubt sind und alle Atrefakte sind im historischen Museum in
Lowetsch zu bewahren.
Wahrend der Epoche der osmanischen Fremdherrschaft (1396-1878) die Geschichte des Dorfes ist reich an tragischen, aber auch freudigen
Ereignissen. In dieser Periode das Dorf erfreute sich eines Sonderstatus wegen der Verteidigung der wichtigen Haupstrasse uber Balkangebirge.
Im Dorf wahrend der ganze osmanische Epoche lebten zwar keine Turken, sondern ausschlie?lich Bulgaren. Andere Privilegen zu dieser Zeit war,
dass ein Teil der Dorfbewohner keine Steuern zu entrichten brauchte, dafur wurden unbewaffnete Krieger fur das osmanische Heer gezogen und die
Turken durften nicht einmal im Dorf ubernachten.
Ins Dorf Stefanowo fuhrt lediglich eine Stra?e – es ist sozusagen ein Sackdorf. Vor etlichen Jahrhunderten lag es an der Hauptstrasse, wo es
jedoch haufig von umherziehenden Rauberbanden in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das war aber nicht der einzige Grund fur die Dorfbewohner
umzuziehen. Es gibt eine Legende aus der Osmanische Zeit, die das erklart: Bei einer der vielen Pestepidemien (1770-1780), die sich im
Osmanischen Reich aller 35 bis 40 Jahren ereigneten, starben viele der Dorfbewohner. Sie sahen sich gezwungen, ihr Dorf zu verbrennen und es
anderswo wieder aufzubauen. Es musste jenseits eines Flusses sein, denn man glaubte, dass das Wasser die Pest an ihrer Ausbreitung behindere.
Man wahlte den heutigen Standort, der eine Sackgasse ist.
Wahrend der Nationalen Wiedergeburtszeit (18.–19. Jh.) begann sich unter dem Einfluss der entstehenden bulgarischen Aufklarung langsam ein
eigenes Nationalgefuhl zu entwickeln, welches in der Forderung nach staatlicher Unabhangigkeit gipfelte. Unter den bedeutenden Personlichkeiten,
die in Stefanowo das Licht der Welt erblickt haben, ist Iwan Jonkow – ein angesehener und reicher Kurschner. Er organisierte eine Freischar und
bewaffnete sie aus eignen Mitteln, um sich am geplanten Aufstand gegen die Fremdherrschaft von 1835 zu beteiligen. Der Aufstand wurde jedoch
verraten und die gesamte Freischar mit Iwan Jonkow an der Spitze aufgerieben.
Der Name (von Wratza bis Stefanovo)
Der Name des Dorfes wahrend der ganze Periode von Existenz bis 1949 war Wratza. Dieses Wort hat thrakischee Herkunft und laut den Sprachforschern
bedeutet Festung an den Quellen. Die einstige thrakische Festung aus dem 2. Jh. - Kaleto, die sich 2 Kilometer vom Dorf entfernt befindet,
ebenfalls Wratitza geheissen haben muss. Bei der Festung befindet sich namlich eine tiefe Felskluft, aus der ganze 36 Quellen sprudeln.
Uberall um die Festung herum stosst man auf Quellen. Bekanntlich verehrten die alten Thraker das Wasser und die Quellen.
Auf Beschluss der ortlichen Kommunisten bekam das Dorf 1949 seinen neuen Namen. Namensgeber war Stefan Paschew – ein Jugendlicher aus dem Dorf,
der nach Sowjetrussland emigriert war. Er kam wahrend des Zweiten Weltkrieges mit einer Sonderabteilung des NKWD (dem Volkskommissariat fur innere
Angelegenheiten), um die Verlagerung von Wehrmachtstruppen an die Ostfront zu sabotieren. 1942 wurde Stefan Paschew gefasst und erschossen.
Architektur
Das alte Viertel des Dorfes “Staro Stefanovo” wurde zum Denkmalschutzgebiet bereits im Jahre 1982 erklart. Ungefahr hundert historische Hauser aus
dem Anfang und der Mitte des 19. Jahrhunderts, die sich weitlaufig an mehreren Stra?en verteilen, sind unter dem Schutz des Gesetzes. In einem
kleinen Tal liegen inmitten uppiger Vegetation die zweistockigen Fachwerkhauser, gebaut aus Eichenbalken und bedeckt mit schweren Steinplatten.
Die Bebauung ist ein oder zweigeschossig und fast ausnahmslos sind die flachen Walmdachern mit Dickschichtschiefern gedeckt. Nur die Kirche
Maria Geburt mit ihrem Glockenturm aus dem 19. Jahrhundert ragt uber den Baumkronen empor.
Es zeigte sich, dass die Obergeschosse der Gebaude fast durchweg in Fachwerkbauweise errichtet und mit Staken und Flechtwerk ausgefacht wurden.
Das Flechtwerk wurde mit Lehm beworfen und das gesamte Fachwerk anschlie?end mit Lehm verputzt und ggf. au?en mit einem Kalkanstrich versehen.
Bei intakten Putzflachen verschwindet so jeder Hinweis auf die Fachwerkkonstruktion und Lehmausfachungen unter einer Putzschicht. Die Scheunen
wurden auch komplett in Fachwerkbauweise errichtet.
Unterkunft
- Ferienhauser DEDOVITE KASCHTI (www.dedovitekashti.com)
- Gasthaus ZHOROVA KOLIBA (www.pochivka.50webs.com)
- Gasthaus STARATA SAIA (www.bghotelier.com/detaili-guest-house-starata-saia)
Kontakt:
Denkmalschutzgebiet Staro Stefanovo
Address: Staro Stefanovo, 5581, Gemeinde von Lowetsch, Bulgarien
e-mail: staro.stefanovo@gmail.com
web: www.staro-stefanovo.free.bg
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